Mein erstes Barcamp – Educamp 2023 in Halle

Birke Bull-Bischoff/ September 23, 2023/ #Bildung, Ausprobiert, Praxiserfahrung/ 0Kommentare

Durchgeplante Konferenzen gewohnt…

Kennt jede und jeder: Feste Zeitpläne, gesetzte Themen, eingeladene Referent*innen, Workshops im Vortragsmodus. Nein ich will nicht sagen, dass das immer schlecht, langweilig und unproduktiv ist. Ich habe gute Fachkonferenzen erlebt, bei denen ich eine Menge Impulse und Innovationen bekam. Wohl gemerkt: Ich bekam sie. In Workshops war auch oft „Schwarmintelligenz“ gefragt – also mindestens der Austausch über das Thema und berührende Fragen.

Und was viele Pädagog*innen auch kennen: Irgendwie möchten wir immer einen Plan. Das gibt irgendwie Sicherheit. Und gut läuft es, wenn der Plan aufgeht und abgearbeitet wird. Denken wir. Glauben wir. Aber ist es so? Wie nachhaltig sind eigentlich Vorträge? Wie nachhaltig ist passives Lernen?

Ich halte viel von „Schwarmintelligenz“ und Selbstwirksamkeitserfahrungen, gemeinsam etwas Neues zu entwickeln. Ja, aber manchmal ist der Wunsch nach Sicherheit auch bei mir stärker – und das verspricht ein Plan, und zwar auch dann, wenn er ohnehin nicht einhaltbar ist oder nicht eingehalten wird.

Umso neugieriger war ich auf ein Barcamp – gestaltet von den Teilnehmer*innen höchst selbst.

Etwas also, was ohne vorgegebene Themen auskommt, ohne vorgegebene Referent*innen. Mehr noch: Die Teilgebenden (so werden sie dort genannt) bringen die eigenen Themen mit – Fragen, Angebote, Ideen, Impulse, alles das, worüber sie mit den anderen Teilgebenden gern mal ins Gespräch in den Austausch kommen möchten. Und die anderen scharen sich mit Interesse darum und finden sich zu Sessions zusammen. Heute gab es ein Barcamp in Halle – und zwar dort, wo ohnehin viel Innovation unterwegs ist – im Riesenklein, einer freien Schule. Einer Gemeinschaftsschule im Übrigen.  Also nix wie hin und angucken. Es war mein erstes Barcamp. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen.

So viele spannende Themen…

Im Gegensatz zu mir, die noch sehr zurückhaltend war, das eigene Thema anzubieten, gab es eine richtig lange Schlange derer, die ein eigenes Thema anboten. „Wie holt man (in Workshops oder anderen Bildungsformaten) Teilnehmende ab, die gar nicht abgeholt werden wollen?“ „Leseförderung mit digitalen Mitteln?“ „Kreativität bei Konzeptentwicklung“ „ChatGPT im Unterricht – ethische Dimensionen…“ „Neue Formate für Prüfungen?“ „Visuell lernen“ Unglaublich viele spannende Themen für Bildungsmenschen. Gut organisiert von denjenigen, die sie anboten oder mitgebracht haben oder die eine Idee dazu hatten. In meiner letzten Session hat uns ein (geschätzt)12jähriger gezeigt, was man mit Procreate alles anstellen kann. Lernende Lehrende, lehrende Lernende. Das hat er super gemacht. Und was das Beste ist: Er hat Erfahrungen sammeln können. Selbstwirksamkeit erfahren.

Es wurde ein Hotspot der Innovationen…

So viele Ideen, so viele neue Perspektiven, so viel Nachdenkliches, so viel Innovatives. Unfassbar. Nach der fünften Session war mein Kopf prall gefüllt. Und ich war noch nicht mal müde. Eine ganz breite Klaviatur der Möglichkeiten. Methoden über Methoden. Und dann in Räumen die im wahrsten Sinne des Wortes Bildungsräume waren. So wünschte ich mir im Übrigen Schule, so wünschte ich mir Kita. Man kann gar nicht anders als denken und lernen im Riesenklein. Und das auch noch mit so viel Spaß.

Und in solchen Lernumgebungen sind die Leute einfach nett und aufgeschlossen und fröhlich.

Ich weiß schon, dass hier viel Geübte dabei waren, Menschen, die selbstorganisiertes Lernen gewöhnt sind, bei denen das gewünscht ist – Lernen also mit sehr großer Nachhaltigkeit. Und ja, irgendwie gibt es den Wunsch nach Vorträgen und Zuhören, nach pädagogischen Rezepten immer noch. Und er scheint nicht tot zu kriegen.

Aber man kann es auch in kleinen Schritten tun: Lernende selbst ausprobieren lassen, ihre Themen aufgreifen, Kreativität herauslocken.

So geht Bildung! – auf diesen Nenner könnte man es bringen.

Ich bin immer noch beseelt… und dankbar!

Und jetzt kommt die Nacharbeit: Nochmal durchdenken, nochmal nachlesen, skalieren auf die eigene Rolle und das eigene Setting.

Heute morgen war ich etwas träge, zugegebenermaßen. Nun bin ich hoch motiviert.

Herzlichen Dank an diejenigen, die das alles möglich gemacht haben. Großartig! Gern wieder!

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