Wie die Pokemons das Laufen lernten

Birke Bull-Bischoff/ September 14, 2023/ Ausprobiert, Frühe Bildung, Praxiserfahrung/ 0Kommentare

Es war der erste Versuch, mit den Kindern einen kurzen Trickfilm zu gestalten. Und: Es hat geklappt. Um es vorweg zu nehmen: Sie haben das großartig gemacht, die kleinen Filme sind sehr schön geworden. Mit dabei waren: Tomi, Fred und Bobbi mit Birke, Tanja, Tino und Theo. bei Ute.

Die Themen der Kinder aufgreifen

Einmal mehr zeigt sich: Wenn die Kinder ihre eigenen Themen einbringen können, dann sind sie gefesselt und haben Lust darauf, Neues auszuprobieren.

Pokemon war seit einiger Zeit ein großes Thema. Und auch Ute war (Gott sei Dank!) Expertin in diesem Thema.  Also war der Vorschlag, jedes Kind darf mit den gewählten Pokemon-Figuren einen kleinen Trickfilm produzieren.  Jedes der Kinder wählte sich drei Figuren aus, die ihm gefielen oder die es kannte. Ein Überblick über die Namen der Pokemon macht sich bei der riesigen Vielfalt an Figuren gut. So kann man den Kindern helfen, sie zu erkennen und auch beim Namen zu nennen.

Eine Vielzahl von Figuren hatten wir bereits vorbereitet. Einmal auf Folien ausgedruckt, einmal auf weißem Papier – beides ausgeschnitten. (Auf weißem Papier ist die Leuchtkraft der Figuren letztlich überzeugender.) Jedes Kind hat sich seinen Hintergrund ausgesucht – zunächst ein farbiges Blatt A3-Karton. (Passt gut auf den Boden der Box.)

In kleinen Gruppen arbeiten

Wenn drei Kinder an einer Box arbeiten, dann ist das gut zu gestalten. Die Rollen können sich abwechseln: Der oder die Regisseur*in, der oder die Fotograf*in, der oder die Assistent*in.

Mit mehr Kindern könnte es schwierig werden, weil die Beobachter*innen-Position langweilig werden könnte.

Die Kinder viel selbst gestalten lassen

Ohne so ganz viel zu erklären, haben wir den Kindern einfach gezeigt, wie man es machen könnte – ein winziger Probefilm zeigt das. Das Prinzip verstehen sie recht schnell. Denkbar wäre auch, es mit einem Daumenkino zu erklären. Das zieht aber das Projekt in die Länge, denn die Kinder möchten schnell Ergebnisse erleben.

Im Verlaufe des Projekts kann man sich getrost zurückziehen, in aller Regel erfassen die Kinder schnell das Wechselspiel zwischen „Schieben der Figuren“ und „Klicken des Fotos“. Sie machen klassische Erfahrungen: Die Hände sind auf dem Bild noch sichtbar. Bei großen Bewegungen machen die Figuren auch große Sprünge. Manchmal verrutscht die Figur. Manchmal ist für drei Figuren nicht genügend Platz auf dem Hintergrund, dann kann man im Nachhinein korrigieren, das tut dem Film keinen Abbruch. So sammeln sie ihre eigenen Erfahrungen.

Mögliche Fragen vorher:

  • Wo soll deine Figur am Ende sein?
  • Von wo soll sie kommen?
  • Haben die anderen Figuren dann noch ausreichend Platz?

Kleiner Diamant in überschaubarer Zeit

Die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder (zwischen 4 und 5 Jahren) ist nicht groß. Deshalb ist es wichtig, kleine Sequenzen zu produzieren – „kleine Diamanten“.  Der Weg eines Pokemons vom Bildrand bis in das Zentrum des Bildes ist überschaubar. Dafür reicht die Konzentration und das Interesse der Kinder gut. Der Zeitraum von einer Stunde scheint ideal zu sein. Jedes der Kinder kann seine drei Figuren (mit dem gewählten farbigen oder weißen Hintergrund) in Szene setzen. Dann erfolgt jeweils der Szenenwechsel und die Rollen werden getauscht.

Idee: Gruppenfoto am Schluss

Aus der Nachbargruppe von Ute haben wir eine kleine Idee aufgeschnappt: ein Gruppenfoto am Ende. Alle Darsteller*innen (die Pokemons) finden noch einmal Platz auf dem Bild. Hierfür ist kein „Einfliegen“ nötig, sondern einfach das Platzieren mit dem anschließenden Foto. So lernen die Kinder noch eine andere Art des „Trickfilm machen“ kennen – das Erscheinen (ähnlich der Funktion bei Power Point)

Das ganze mit Musik – aushandeln ist gefragt

Wir haben die Frage, ob einzelne Filme oder einen gemeinsamen Film gar nicht aufgerufen. (Das wäre eine Erfahrung für das nächste Mal, denn man kann das auch die Kinder entscheiden lassen.)

Am Ende des Films stand die Frage nach der Musik, die man drunter legen kann.

Ich zeigte den Kindern die vorhandene App-interne Bibliothek. Der Auswahlprozess gestaltete sich nicht ohne Probleme. Zum einen braucht es Geduld, denn bei der Auswahl leben die Kinder ihre „Quatsch-Momente“ gern aus. Zum anderen ist die Vielfalt groß, das Entscheiden fällt nicht so leicht. Interessant war aber, dass die Kinder die gehörte Musik mit ihren Attributen versehen haben: Gruselmusik, Oma-Musik, lustige Musik. Zwei Kinder waren immer dafür, eines dagegen. So auch bei uns. Kaspar wollte letztlich gar keine Musik auf seinem Teil des Films. Das Angebot, einen Kompromiss zu suchen, nahm er zunächst nicht an. Ich habe dann selbst den Vorschlag gemacht, den gemeinsamen Film einmal mit Musik (auf die sich die beiden anderen geeinigt hatten) und einmal ohne Musik zu produzieren. Nach einiger Zeit lies sich Kaspar darauf ein. Wir zeigten den Film zweimal. Ich habe Kaspar zugesagt, seinen Filmteil herauszulösen – entweder dann ohne Musik oder aber mit einer eigens und allein ausgesuchten Musik.

Ein Film – viele Filme?

Diese Frage war vorher nicht geklärt. Zwei Optionen sind möglich: Entweder die Kinder produzieren einen gemeinsamen Film. Oder jedes Kind produziert seinen eigenen Film. Beide Optionen haben Vor- und Nachteile.

Ein gemeinsamer Film: Hierfür müssen die Musik und weitere Unterhaltungen und Gestaltungselemente ausgehandelt werden. (Vgl. Das ganze mit Musik…). Dafür haben die Filme dann eine schöne Länge, so dass man auch den Filmcharakter gut wahrnehmen kann. (Ca. 110 Bilder waren es bei uns.)

Einzelne Filme: Hierfür braucht es nicht unbedingt einen Aushandlungsprozess, jedes Kind kann selbst nach eigenen Vorstellungen gestalten. Allerdings sind die Filme dann auch sehr kurz. Das muss kein Nachteil sein – wie man an dem Film von Toni sehen kann. (Siehe unten.)

Memo an mich: Das nächste Mal könnten wir das vorher mit den Kindern diskutieren und entscheiden.

Nachtrag: Für Toni mit Ton

Toni – aus Utes Gruppe – hatte den Wunsch, seinen Film mit einer eigenen Tonaufnahme zu gestalten. Er wollte etwas dazu sagen. Wir haben uns beide ein ruhiges Plätzchen gesucht. Ich habe mit ihm gemeinsam die Tonaufnahme aufgenommen. Das war für Toni ein ganz großes Erfolgserlebnis. Er hatte sofort das Bedürfnis, das auch den anderen zu zeigen. Die waren allerdings gerade mit etwas anderem beschäftigt: mit dem Pokemon-Katalog. Ja, wir haben sie kurz gebeten, ihre Beschäftigung zu unterbrechen, um Tonis Film anzusehen. Dafür waren sie bereit. Das gab spontanen Applaus.

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